Königlicher Besuch in Düsseldorf , September 2021
Seit seiner Gründung vor 11 Jahren hat sich der deutsch-rumänische Kulturverein Atheneum e.V. zum Ziel gesetzt, die Einwohner Düsseldorfs mit der Kultur sowie der Geschichte, den Traditionen und Sehenswürdigkeiten Rumäniens vertraut zu machen. Eingedenk der besonderen historischen Ereignisse und der engen deutsch-rumänischen Beziehungen, hat der Kulturverein Atheneum in der Rheinmetropole eine Reihe von Veranstaltungen mit Bezug zur rumänischen Geschichte organisiert. Hervorgehoben sollen an dieser Stelle der 140. Jahrestag der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland, der 200. Geburtstag Ion C. Bratianus, der 140. Geburtstag George Enescus, der 100. Geburtstag des Königs Michael I sowie das aufgrund der Corona-Pandemie erst 2021 gefeierte 10-jährige Bestehen des Kulturvereins Atheneum werden. Im Rahmen dieser bedeutenden Feier konnte eine Vielzahl von Gästen aus Rumänien und Deutschland begrüßt werden, wobei der Empfang seiner königlichen Hoheit Prinzessin Sofia als Vertreterin des rumänischen Königshauses besondere Erwähnung verdient.
Im Laufe der mehrtägigen Visite Ihrer Königlichen Hoheit erfolge die Besichtigung mehrerer bedeutender Sehenswürdigkeiten Düsseldorfs, darunter das Schloss Jägerhof, das Schloss Benrath, das Kunstmuseum und die Altstadt.
Es erfolgten zudem Empfänge im Landtag NRW sowie im hiesigen Rathaus, wo die stellvertretende Bürgermeisterin Claudia Zepuntke die Gäste begrüßte. Von den besuchten Institutionen wurde bei dieser Gelegenheit, wie so oft, auch die rumänische Flagge gehisst.
Im ehemaligen Ballsaal des Schlosses Jägerhof – aktuell Sitz des Goethe-Museums – wurde ein Kammerkonzert mit Stücken von George Enescu, Eugène Ysaye und Ion Voicu veranstaltet. Zudem fanden hier mehrere Vorträge zu historischen Themen statt. Zu Beginn der Veranstaltung wurde die königliche rumänische Hymne vertont. Die Konzertvorführung wurde vorbereitet und präsentiert von Emilian Piedicuta, Konzertmeister an der Tonhalle in Düsseldorf und Dozent an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Die Musikbeiträge wurden von der Violinistin Ana Maria Sandu, Masterstudentin an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie von Shuri Tomita, Dozentin an der gleichen Hochschule, geleistet.
Unter den Vortragenden befanden sich der Direktor des Goethe-Museums, Prof. Dr. Christof Wingertszahn, die stellvertretende Direktorin Dr. Heike Spies, der Ehrenpräsident des Atheneum e.V., Prof. Dr. Dr. Volkmar Hansen sowie die Vorsitzende des Vereins, Frau Livia Grama Medilanski. Das Ereignis, an dem auch seine Königliche Hoheit Prinzessin Sofia teilnahm, fand aufgrund der Corona-Pandemie im kleinen Kreise statt. Die Pandemie war es auch, die die Anwesenheit eines Teams des Fernsehsenders TVR verhinderte. Dennoch gelang es dem Sender TVR International Ende letzten Jahres eine Reportage zu diesem Thema auszustrahlen. Diese wurde vom Journalisten Sandrino Gavriloaia auf der Grundlage von Archivaufnahmen sowie anhand von Foto- und Videomaterial, das vom rumänischen Königshaus und von Freunden des Atheneum e.V. zur Verfügung gestellt wurde, realisiert.
Die Historikerin Mioara Anton, Direktorin des Programmes „Rumänien und Europa im 20. Jahrhundert“, das unter der Schirmherrschaft des Historischen Institutes „Nicolae Iorga“ der Rumänischen Akademie stattfindet, hielt einen Vortrag über Ion C. Bratianu mit dem Titel „Eine Führungspersönlichkeit, ein Fürst, ein Land…“.
1866 erreichte der Politiker Ion C. Bratianu Düsseldorf in der Absicht, den Thron der Vereinten Rumänischen Fürstentümer einem Mitglied der Familie des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, dem ehemaligen preußischen Kanzler und Anhänger der Einigung aller deutschen Staaten, anzubieten. Die Verhandlungen zur Gründung der konstitutionellen Monarchie in Rumänien fanden im Schloss Jägerhof statt, das zu diesem Zeitpunkt als Residenz der Fürstenfamilie diente. Von hier aus startete auch der zweite Sohn des Fürsten seine Reise nach Bukarest, der Fürstenspross Karl Eitel Friedrich Zephyrus Ludwig von Hohenzollern-Sigmaringen, der zum ersten rumänischen König gekrönt werden sollte. Unter seinem rumänischen Namen Carol I, schaffte es dieser Deutsche im Laufe seiner langen Herrschaft seine neue Heimat ins europäische Bewusstsein einzuprägen. Im Süden von Düsseldorf verbrachte zudem einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend der zukünftige rumänische König Ferdinand I, dem die Einigung Rumäniens gelang.
Durch seine exemplarische und langfristig ausgerichtete kulturdiplomatische Tätigkeit, trägt der Atheneum e.V. entscheidend zur Entwicklung der deutsch-rumänischen Beziehungen bei. Ein zukünftiges Rumänisches Kulturinstitut, das den Namen des Gründerkönigs Carol I trägt, und seinen Sitz in Düsseldorf hat, scheint demensprechend sowohl gewünscht als auch machbar zu sein. Und das in einer Region mit 15.000 registrierten Rumänen, die einen wichtigen Beitrag zum hiesigen sozialen, ökonomischen und fiskalischen Leben leisten.
Ana Maria Sandu
Geboren 1998 in Iasi, Rumänien, wo sie ihr Violine-Studium im zarten Alter von sieben Jahren begann. Sie startete ihre Karriere als Solistin im Alter von 16 Jahren zusammen mit dem Orchester des Kunst-Lyzeums „Octav Bancila“; in der Folge spielte sie zusammen mit dem Orchester der Philharmonie in Botosani sowie mit dem Orchester der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Sie nahm an Masterkursen bedeutender Professoren wie etwa Viktor Tretiakov, Natalia Likhopoi, Liviu Casleanu, Stefan Hempel, Anke Dill, Stefan Horvat und Razvan Stoica teil. Sie begann ihr Studium an der Hochschule für Musik und Tanz im Jahr 2016 in der Klasse von Emilian Piedicuta; aktuell wird sie im Masterstudium durch Nadja Nevolovitsch begleitet.
Emilian Piedicuta
Emilian Piedicuta wurde in Bukarest geboren, wo er an der Musikakademie Ciprian Porumbescu sein Studium abschloss. Im Jahre 1987 wird er zum zweiten Konzertmeister der Tonhalle in Düsseldorf berufen. Als Teil des Quartetts „Orpheus“ gewann er zahlreiche internationale Wettbewerbe. Z.Z. ist er als Dozent an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln tätig.
Shuri Tomita
Geboren in Kagawa, Japan, spielte sie zum ersten Mal Klavier im zarten Alter von drei Jahren. Sie schloss ihr Musikstudium an der Hochschule Folkwang in Essen als Schülerin von Prof. Michael Roll ab und absolvierte ihr „Master of Music“ an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln unter der Leitung von Prof. Vassily Lobanov. Sie wurde mit dem Folkwang-Sonderpreis in Essen, mit dem zweiten Preis beim „Internationalen Musikwettbewerb“ in Osaka und mit dem ersten Preis beim „Internationalen Wettbewerb Debussy“ in Salzburg ausgezeichnet. In den letzten Jahren spielte Shuri Tomita sowohl zusammen mit der Seto Philarmonie und mit dem New York Symphonic Ensemble, als auch als Kammermusikerin. Sie ist zudem seit 2012 als Dozentin an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln tätig.